Drei Viertel der Manager entscheiden im Beruf nach eigenem Bekunden erst dann, wenn sie glauben, alle relevanten Informationen zu besitzen, zeigt die"Akademie-Studie 2005" von der Akademie der Führungskräfte der Wirtschaft (Bad Harzburg und Überlingen). Befragt wurden 560 Manager aus allen Branchen unter dem Titel: Entweder-oder: Wie entscheidungsfreudig sind Manager? Entscheidungen zu treffen fällt vielen Befragten offenbar leicht: 78 Prozent sind der Meinung, dass sie selbst gut entscheiden können. Sie bewerten Entscheidungsstärke als wichtige Führungskompetenz. "Eine gute Führungskraft erkennt man einfach an ihrer Entscheidungskraft", meint der überwiegende Teil der Studienteilnehmer. Viel Spielraum, weniger Tempo Abgesehen von der eigenen Person glauben aber fast 40 Prozent, dass deutsche Führungskräfte allgemein eher entscheidungsschwach sind. Am Entscheidungsspielraum kann das jedoch nicht liegen. Den bezeichnet eine Mehrheit als angemessen. Fast 90 Prozent der befragten Manager glauben auch, dass ihnen immer die notwendigen Informationen zur Verfügung stehen. Schnelle Entscheidungen sind nicht jedermanns Sache. Eine Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer lässt sich lieber Zeit. Auch wenn Experten und Fachliteratur darauf verweisen, dass die meisten Entscheidungen tatsächlich bereits in den ersten zwei Sekunden getroffen werden. Auf die Intuition verlassen sich nur wenige - gerade mal jeder fünfte Manager entscheidet nach eigenem Bekunden überwiegend aus dem Bauch heraus. Noch weniger geben zu, dass für sie das Gefühl bei Entscheidungen wichtiger ist als der Verstand. Aber nicht ohne das Team Ohne den Rat von Mitarbeitern, Freunden oder Bekannten mag sich jedoch keiner der Umfrage-Teilnehmer für irgendetwas entscheiden. Eingebunden werden andere jedoch eher zu Beginn der Entscheidungsfindung. Dabei steht das Sammeln unterschiedlicher Meinungen und Bewertungen im Vordergrund. Von Fall zu Fall sind meist verschiedene Personen eingebunden. Das erfordert nach Aussage der Führungskräfte viel Fingerspitzengefühl. Vor allem um nicht Konflikte im Team auszulösen oder die Bildung von Interessensgruppen zu fördern. Wer als Manager selbst noch einem Chef unterstellt ist, fühlt sich jedoch zumeist in die Entscheidungsprozesse genügend eingebunden. Viele Köche verderben den Brei Allerdings halten die befragten Manager die Entscheidungsprozesse in deutschen Unternehmen mehrheitlich für zu komplex. Es gebe einerseits zu viele Personen, die am Entscheidungsprozess beteiligt sind. Weiterhin behindern Macht- und Interessenskonflikte das Entscheiden, so die nahezu einhellige Meinung. Zudem würden die Resultate nicht oder zu wenig kommuniziert. Als "Entscheidungsblocker" gelten außerdem eine unklare Unternehmensstrategie, häufiger Personalwechsel und zu geringe oder nicht klar definierte Entscheidungsbefugnisse. Wenig förderlich sei es zudem, wenn Innovationen zu wenig Augenmerk eingeräumt werde. Verschlungene Pfade und Weibliches Dabei zeigt sich laut Studie: Je größter ein Unternehmen ist, umso klarer und strenger sind meist Prozesse und Arbeitsabläufe, aber auch Befugnisse definiert. Dafür bleibt so manche Entscheidung auf dem Weg durch verschiedene Abteilungen und Teams hängen. Lang verschlungene Pfade durch eine Firma können eine Entscheidung deshalb stoppen. Zudem werden Entscheidungen häufig nur halbherzig getroffen, so die Erfahrung der Manager. In kleineren Betrieben gibt es dafür mehr Unklarheit über Strategie und Befugnisse. Ein weiterer Aspekt der Studie: Frauen entscheiden grundsätzlich nicht anders als Männer, obwohl sowohl Männer als auch Frauen genau das annehmen. Das Antwortverhalten der Umfrage zeige jedoch sehr deutlich, dass es gravierende Unterschiede nicht gebe, so die Studie. Die Antworten gleichen sich weitgehend. Je reifer, desto besonnener Das Alter hat dagegen Einfluss auf das Entscheidungsverhalten, glauben die befragten Führungskräfte. Mehr als 64 Prozent sind überzeugt, dass sich ältere Manager anders entscheiden als jüngere. Die Unterschiede sind jedoch nicht allzu groß, so die Akademie-Studie. Den Ergebnissen zufolge nimmt bei Älteren lediglich das Vertrauen in das Bauchgefühl etwas ab. Im reiferen Alter vertrauen die Manager offenbar mehr auf ihre Erfahrung, ihr Wissen, ihre Kontakte. Und sie haben gelernt: Gute Entscheidungen brauchen Zeit - die Spontaneität nimmt ab. Quelle: Financial Times Deutschland |