Quelle Schrobenhausener Zeitung PC als Entscheidungshelfer in der Kommunalpolitik Diplom-Ingenieur stellt städtischen Beamten das Programm "easy-mind" vor Thomas Assenbrunner Schrobenhausen (tha) Ist es sinnvoll, Altstadtgastronomen die Gebühren für ihre Freiluftcafés zu halbieren, um die Innenstadt dadurch zu beleben? Ein aktuelles Thema der Schrobenhausener Kommunalpolitik, das jüngst nach hitziger Diskussion im Bauausschuss entschieden wurde. Geht es nach dem Willen von Jörg Bucher, dann hilft den Politikern in Zukunft bei der Entscheidungsfindung zu solchen Fragen der Computer. "easy-mind", so heißt die von Bucher und seinem Team in den vergangenen beiden Jahren entwickelte Software, die der Diplom-Ingenieur aus Scheyern im Rahmen eines Workshops Abteilungsleitern der Stadt Schrobenhausen und des Landratsamtes vorstellte. Dabei handelt es sich um ein Web-Instrument zur Entscheidungshilfe, das beispielsweise in der Politik und Verwaltung oder Unternehmen zum Einsatz kommen kann. Aber auch für private Nutzer ist das Programm gedacht. Für diesen Kundenkreis steht es kostenfrei im Internet zur Verfügung. Der Nutzer kann sich also bei Fragen der Partnerwahl, dem besten Reiseziel für den Urlaub oder ganz banal bei der Frage "Steht mir grün besser als blau?" künftig vom Computer leiten lassen. Um die Anwendbarkeit seines Produktes den Anwesenden hautnah zu demonstrieren, hatte Bucher zusammen mit Stadtbaumeisterin Tanja Dewald ein brisantes Thema vorbereitet. Seit Jahren beschäftigt die Umleitung des Lkw-Verkehrs sowohl Politiker als auch die Bürger. Ob Südwest-Tangente, Nordost-Umgehung oder gar kein Neubau, und stattdessen eine intelligentere Ampelschaltung. Darüber gehen die Meinungen in Schrobenhausen auseinander. Dass es auch anders geht, zeigte der praktische Testlauf. Innerhalb von zwei Stunden hatten die Teilnehmer des Workshops eine gemeinsame Teamentscheidung gefällt. "Das Programm zwingt einem sozusagen das Fällen einer Entscheidung ab. Das macht den ganzen Prozess effizienter", so der Wirtschaftsreferent des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen, Roland Weigert. Auch Reinhard Scholz, Leiter der Stadtverwaltung, zeigte sich von der praktischen Demonstration überzeugt: "Sicher stößt ein Einsatz im Entscheidungsalltag aufgrund des Zeitdrucks an seine Grenzen. Die Anwendung der Software bei maßgeblichen Problemen scheint aber sinnvoll." Nach Meinung des Erfinders fördert easy-mind gezielt das logische Denken und sorgt damit für eine Art Gedankenhygiene. Es scheint durchaus möglich, dass diese Hygienemaßnahme in die Büros der Schrobenhausener Politiker einzieht. Alle Teilnehmer des Workshops äußerten sich einem Pilotprojekt gegenüber positiv, sodass es vor wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen in Schrobenhausen künftig heißen könnte: "Was sagt denn der Computer dazu?" Hintergrund: easy-mind: "Vielfach werden wichtige Entscheidungen gebremst, weil jeder seinen Senf noch dazu geben will", beschreibt Jörg Bucher die Problematik in der heutigen Gesellschaft. Genau an diesem Punkt setzt die Software easy-mind an. "Das Programm hilft einem, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und beschleunigt so Entscheidungsprozesse. " Seit gut zwei Jahren ist das Produkt reif für den Markt, betont Bucher, der zusammen mit seinem Entwicklungsteam vor allem Unternehmen und Kommunen als Zielgruppe im Visier hat. Die Software basiert auf dem so genannten "Analytic Hierarchy Process", wobei ausgehend von der Fragestellung, die Alternativen anhand vorher ausgewählter Kriterien in paarweisen Vergleichen einander gegenübergestellt werden. Durch die Bewertung per virtuellem Schieberegler auf einer Skala von eins bis neun kommt es dann zu einer Lösung. Ein Teamleiter kann individuelle Entscheidungen schließlich zu einem gemeinsamen Endergebnis zusammenfassen . "Die Entscheidung fällt aber immer noch der Mensch", betont der Erfinder, "easy-mind gibt lediglich eine Hilfestellung und macht sichtbar, wie die Entscheidung zustande gekommen ist. Das hilft einem dann bei einer klaren Argumentation." tha |